Kleines Tutorial für bessere Partybilder mit Blitz und Spiegelreflex

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Wenn man sich im Internet mal so umschaut, dann stellt man schnell fest, dass viele der Meinung sind, dass Blitzlicht die Stimmung in der Fotografie kaputt macht. Da gibt es zum einen die Fraktion, die versucht die Probleme mit available Light zu lösen, andere investieren viel Geld in externe Blitze, nur um im Anschluss festzustellen, dass die Fotos mit dem neuen Blitz ähnlich unansehlich sind, wie mit dem Kamerainternen. Diese Anleitung soll ein paar Tipps für besseres Blitzlicht geben. Natürlich gelten die Hinweise nicht nur für Partyfotos sondern auch für Fotos von Familienfesten, Kneipenbilder oder Hochzeitsfotos.

Wie kommt man nun zu besseren Bildern mit Blitz ?

Die Lichtmenge, die zur korrekten Belichtung erforderlich ist, setzt sich immer aus dem vorhandenen Licht und dem Licht des Blitzes zusammen. Bei vielen Fotos ist der Anteil der Lichtmenge, die durch den Blitz erzeugt wurde zu hoch. Im Extremfall sind die Gesichter auf den Fotos völlig überstrahlt, und der Hintergrund säuft in tiefem Schwarz ab. Horrorfotos dieses Art wurden in der Vergangenheit von vielen Billig-Kompaktkameras produziert. Doch auch moderne Spiegelreflexkameras produzieren in der Programmautomatik oft keine zufriedenstellenden Ergebnisse.

Lösung: Nutzung des verfügbaren Lichtes !

Für ein gutes Foto mit Blitz muss soviel Umgebungslicht wie möglich mit einbezogen werden. Um das hinzubekommen, stellt man zunächst eine hohe ISO Stufe an der Kamera ein (bzw. verwendet einen entsprechenden Film). ISO 800 ist gut, man kann aber auch ruhig mal mit 1600 ASA experimentieren. Die Kamera wird auf Manuell eingestellt, und man wählt eine relativ lange Belichtungzeit, z.B. 1/15tel Sekunde. Die Blende wird weit geöffnet, um möglichst viel Licht aufzunehmen: z.B. 2,8 . Mit diesen Einstellung macht man ein paar Testfotos. Sollten die aufgenommenen Bilder überbelichtet sein, stellt man die Blende etwas kleiner ein, oder nimmt die ISO Einstellung etwas zurück.

Der Blitz sollte im TTL Modus betrieben werden, und übernimmt jetzt automatisch die Aufhellung des vorderen Bildbereiches. Ergebnis: Der Hintergrund wird durch die ISO/Zeit und Blendeneinstellungen relativ hell sein, der Vordergrund wird zusätzlich durch den Blitz aufgehellt. Insgesamt ergibt sich eine ausgewogene harmonische Belichtung.

Wie kann das sein ? Durch das Licht, welches durch die ISO, Zeit- und Blendeneinstellungen auf dem Kamerachip fällt, ist das Bild noch nicht ausreichend belichtet. Die Kamera löst den Blitz aus, und sorgt duch die TTL Messung dafür, dass der Blitz genau in dem Moment wieder ausgeschaltet wird, wenn genug Licht für eine korrekte Belichtung vorhanden ist. Der Blitz beleuchtet das Motiv nicht als einzige Lichtquelle, sondern hellt nur auf. A-TTL, I-TTL und E-TTL funktionieren im Prinzip ähnlich.


(Minolta A2 mit Metz 36CT-3)

Verwacklungsgefahr ?

Wird das Bild durch die relativ lange Belichtungszeit nicht verwackelt ? Nein, da diese Zeit nur für den Hintergrund genutzt wird, der aufgrund der offenen Blende sowieso schon unscharf ist. Der Blitz leuchtet nur im Millisekundenbereich, und damit ist auch das Objekt im Vordergrund scharf abgebildet.

Durch die relativ lange Belichtungszeit kann es allerdings zu Bewegungsunschärfe kommen, z.b. bei tanzenden Personen. Manchmal ist dieser Effekt durchaus reizvoll, ansonsten sollte die Belichtungszeit etwas kürzer eingestellt werden. z.B. 1/30tel oder 1/60tel Sekunde. ISO und Blende bleibt unverändert.

Blitzen mit Blendenautomatik

Alternativ zum voll manuellen Modus kann die Kamera auch mit Blendenautomatik (also Zeitvorwahl) betrieben werden. Auch in diesem Modus wird eine hohe ISO-Zahl eingestellt, und auch hier sollte die Belichtungszeit auf 1/15tel eingestellt werden. Ansonsten gilt das oben gesagte. Gegenüber dem Manuellen Modus hat man bei Blendenautomatik den Vorteil, dass in dunkelen Umgebungen die Kamera automatisch die Blende weit öffnet. Sofern man aber in helleren Räumen fotografiert, schließt die Kamera die Blende und die Gefahr von Überbelichtungen wird vermindert.

Nachteil bei dieser Vorgehensweise: Man gibt die Kontrolle über die Schärfentiefe ab.

Welches Objektiv ist empfehlenswert ?

Am besten geht’s natürlich mit einem lichtstarken Zoom. Z.B. ein 28-70 2,8 oder mit einer Festbrennweite, z.B. 1,8 50mm. Aber auch mit dem Kitobjektiv können die obigen Tipps schon zu guten Ergebnissen führen, natürlich kann man dann halt nur die größte Blende des Kitobjektivs verwenden 🙁 Teleobjektive sind, da die Reichweite vom Blitz beschränkt ist, sinnlos.

Kurze Blitzfolgezeiten:

Bei der oben beschriebenen Vorgehensweise wird nur wenig Blitzlicht benötigt, selbst mit dem Kamerainternen Blitz erreicht man oft gute Ergebnisse. Da der Bliz nur mit wenig Leistung betrieben wird, hat das Ganze noch den Vorteil, dass wenig Energie benötigt wird, und somit die Blitzfolgezeiten kürzer sind.

Rauschen bei hohen ISO Werten

Natürlich rauschen die heutigen Cam’s bei hohen ISO Werten, ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass dieses Rauschen vom Betrachter i.d.R. kaum wahr genommen wird. Gerade bei Partyfotos oder Fotos von Familienfesten werden die Bilder oft nur kurz betrachtet, bzw nur bis max. 13*18 ausbelichtet. Aus diesem Grund kann man zumindest bei den DSLR’s das Rauschen vernachlässigen.

Prosumer und Kompakte

Prosumer bieten normalerweise die gleichen Einstellungmöglichkeiten wie die DSLR, von daher kann man die obigen Tipps auch für diese Cam’s verwenden. Probleme gibt es aber beim Autofocus, der oft nicht den Schärfepunkt trifft, bzw. durch das höhere Rauschen der kleineren CCD’s. Aus diesem Grunde sollte man hier max ISO 200 bzw. 400 einstellen. Bei den Kompakten wird es schon schwieriger, manchmal gibt es aber zumindest eine Blendenautomatik. und wie immer gilt: Probieren geht über studieren.

Rote Augen

Diesen ganzen „Red Eye Reduction“-Kram kann man vergessen. Rote Augen gibt’s wenn der Blitz sich nah am Objektiv befindet. Aus diesem Grund ist das Problem bei Kompaktkameras auch ziemlich ausgeprägt. Hier hilft im Endeffekt nur ein externer Blitz,weil dadurch die Entfernung zwischen Objektiv und Blitz vergrößert wird. Beim Aufhellblitzen ist das Problem aber nicht ganz so tragisch. Ansonsten: Photoshop.

Alte Blitze an der DSLR

Oft lassen sich alte Blitze auch an modernen DSLR’s verwenden. An meiner Nikon D50 hatte ich z.B. einen ca. 20 Jahre alten Metz 36-CT3 im Einsatz. (Das Gerät lief vorher ein einer Minolta A2 und vor langen Zeiten an meiner alten Canon AE1) Es gibt einige alte Blitze mit sehr hohen Zündspannungen. Diese Geräte dürfen auf keinen Fall verwendet werden. (Auflistung von verschiedenen Blitzen inkl. Zündspannung, ohne Gewähr: hier: ) Leider funktioniert im Zusammenspiel mit einer DSLR die TTL Messung normalerweise nicht. Sofern der Blitz aber über eine eigene Automatik (auch Computerblitz oder Computerblenden genannt) verfügt, ist man schon ein gutes Stück weiter.

Kamera auf M, ISO bei Blitz und Kamera auf den gleichen Wert, Verschlusszeiten und Blende wie oben beschrieben einstellen. Die im Blitz eingebaute Automatik übernimmt jetzt die Belichtungssteuerung, und schon kann’s losgehen. Bei den ersten Bildern sollte man auf jeden Fall einen kurzen Blick auf das Histogramm werfen, danach kann man aber unbeschwert drauf losknipsen, da der Blitz automatisch für eine korrekte Belichtung sorgt.

Die ISO-Automatik der Kamera sollte auf jeden Fall ausgeschaltet werden. Die ISO-Zahl bestimmt die nötige Lichtmenge für eine korrekte Belichtung, da zwischen Kamera und Blitz bei reiner Kopplung über den Mittenkontakt keine Kommunikation erfolgt, könnte eine eingeschaltete ISO-Automatik falsche Belichtungen produzieren.

Fazit:

– Möglichst viel Umgebungslicht einfangen: ISO hoch, lange Belichtungszeit, Bende offen
– Kamrera auf M oder Blendenautomatik (bzw. Zeitvorwahl)

und wie immer gilt: Probieren geht über studieren, ruhig die Einstellungen etwas variieren. Und: Vor einem wichtigen Event sollte man auf jeden Fall im Vorfeld etwas geübt haben, und seine Kamera bzw. Blitz genau kennen.

8 Responses

  1. Anonym
    | Antworten

    Hallo Stefan!

    Falls eine weiße Decke vorhanden ist, kann man mittels indirektem Blitz plus kleinem weißen Reflektor am externen Blitzgerät die Szene vorsichtig aufhellen, ohne die Lichtstimmung zu zerstören. Hierbei muss die Blitzleistung allerdings manuell heruntergeregelt werden, was die Messautomatik bei modernen Kameras dann wiederum berücksichtigt.

    Bezügl. der Rechtschreibung schließe ich mich meinem Vorkommentator an.
    Amerikanismen/Anglizismen wie „Pic“ oder „Cam“ halte ich selbst als praktizierender Fremdsprachen-Fan für komplett überflüssig.

    Immer gutes Licht wünscht

    Bernhard

  2. Anonym
    | Antworten

    Ja gute Tipps, nur wie stellt ihr den Blitz ein ?

    Blitzt ihr direkt oder indirekt ?

  3. Anonym
    | Antworten

    Danke für die Tipps! Jetzt hab ich das auch endlich mal kapiert… 😉

  4. Anonym
    | Antworten

    Hi,

    echt super Tipps, danke dafür.
    Wie mache ich Fotos auf einer Party, die etwas weniger belichtet ist? Dunkler Raum, wenige Lichteffekte. Muss ich da die ISO nicht runterschrauben?

  5. swensing
    | Antworten

    nee, hochschrauben. 800 oder 1600, jenachdem, was die Kamera einigermaßen rauschfrei hinbekommt.

  6. Silvia Zöller
    | Antworten

    Danke für deine knackigen Tipps. Habe lange rumeperimentiert, jetzt weiß ich wie es geht!

  7. Stella Brandlhuber
    | Antworten

    Danke, für den Beitrag, der beste für Anfänger im http://www...

  8. Anonym
    | Antworten

    Danke für den Artikel.
    Großteil wusste ich schon, bloß die Sache mit der Möglichkeit längere Belichtungszeiten zu verwenden, da der Blitz ja schon eine kurze Zeit hat war für mich neu.

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